Im
August 1994 brachte ich in unserem Kreisjugendhilfeausschuss (Landkreis Waldshut)
eine Initiative zur Elternbildung ein. In der Vorlage hieß es:
"... Der
praktischen Durchführung des gesetzlichen Auftrages einer gemeinwesenorientierten
und zur Selbsthilfe anregenden Elternbildungsarbeit gem. § 16 KJHG stand
bisher nicht zuletzt der Mangel an geeignetem Fachpersonal im Wege. Es haben
sich darum in den vergangenen Monaten einige berufs- und lebenserfahrene Fachleute
zusammengesetzt und begonnen, sich auf diese Aufgabe vorbereiten. Ab März
1995 wird die Arbeitsgruppe die ersten Elternseminare im Landkreis Waldshut zur
Erziehung und Bildung in der Familie durchführen..." Und
1999 berichtete ich diesem Gremium: "Diese
Gruppe, es sind überwiegend Frauen aus pädagogischen Berufsfeldern,
einige darunter, die wegen ihrer Kinder keiner außerhäuslichen Tätigkeit
nachgehen, ist noch immer am Werk. Vorträge, Seminare und Familienwochenenden,
von verschiedenen Trägern organisiert, werden begleitet. Die Nachfrage nach
diesen Veranstaltungen ist in den vergangenen fünf Jahren stetig gewachsen.
Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres hatten die Frauen unserer Arbeitsgruppe
49 Seminare und Vortragsveranstaltungen mit insgesamt 1246 Teilnehmerinnen und
Teilnehmern zu bestreiten. " Vgl. dazu auch die Ausführungen auf
der Seite "Elternbildungsprojekt"! Noch
heute (im Mai 2011) werden diese Seminare im ganzen Landkreis
durchgeführt und von den unterschiedlichen Bildungswerken nachgefragt.
Für die Organisation
dieser Veranstaltungen waren folgende Bedingungen wichtig: -
Die Elternvertretungen eines Kindergartens, einer Schulklasse oder einer Schule
sollten - gemeinsam mit den jeweiligen Fachkräften - von sich aus, Seminare
einrichten wollen. Einmalige Vortragsabende gehörten nicht zu unserem Angebot.
Dies war eher die Domäne von Bildungswerken. - Die Themen und Termine
- für jedes Seminar waren wenigstens zwei Abende/ Nachmittage vorzusehen
- konnten aus den Angeboten selbst gewählt oder mit der Seminarleiterin ausgesucht
und abgesprochen werden. - Als Seminarleiterinnen wurden nur Mütter aus
dem Landkreis Waldshut mit einer sozial - oder schulpädagogischen Ausbildung
und möglichst einiger Praxiserfahrung geworben. - Das Referentinnenteam
traf sich regelmäßig, um sich an Hand der erarbeiteten Papiere zu übereinstimmenden
Ansichten über die Ziele, Inhalte, und Methoden auszutauschen sowoe Erfahrungen
auszuwerten. - Über die durchgeführten Veranstaltungen wurden schriftliche
Auswertungen angefertigt, die einmal der qualitativen Weiterentwicklung der Elternseminare
dienten, die zum Anderen aber auch über einen weitern Hilfebedarf vor Ort
Auskunft geben sollten. - Es war vorgesehen, über diesen ermittelten
Hilfebedarf sowohl mit den Schulen, als auch mit den für den jeweiligen Wohnbezirk
zuständigen Sozialen Dienst ins Gespräch zu kommen.
Anmerkung hierzu: während
der Kontakt mit den Schulbehörden (ehem. Staatl. Schulamt) in unserem Landkreis
kein Problem war, da er über den ständigen Arbeitskreis "Kooperation
Kindergarten Grundschule", in dem bis. heute die Moderatoren der Seminare
vertreten sind, ständig informiert wurde, war es leider nicht möglich,
die Sozialarbeiterinnen / Solzalarbeiter des Jugendamtes in der vorgesehenen Weise
einzubinden. Immerhin aber hat vor vier Jahren der Landkreis die Organisation
der Elternbildungsarbeit einer kreiseigenen eGmbH übertragen, von der aus
das Elternbildungsprogramm moderiert wird. |
Für
diese Elternbildungsarbeit, die ich ehrenamtlich ausübte, waren von mir Texte
zu Themen verfasst worden, wie sie auf den Seiten dieser Homepage nachgelesen
werden können. Die Inhalte dieser Themen beziehungsweise "Kapitel"
waren in den Jahren zuvor in mehreren Familienwochenenden von Eltern und deren
Kindern diskutiert worden. Ich hatte diese Wochenenden, organisiert von Diakonischen
Werken, Caritasverbänden und der KAB, sowohl bei uns in Baden-Württemberg
als auch in Nordrhein-Westfalen begleitet. Vor allem ist hier die KAB-Bezirksstelle
Waldshut zu nennen, deren Referent Arbeitnehmerpastoral / KAB Michael Herzog mit
seiner Ehefrau Hildegard alljährlich ein Familienwochende gestaltete, an
denen ich bis 2000 mitwirken durfte. Gerade die hierbei entstandenen Beziehungen,
nicht wenige Famlien mit Kindern nahmen über mehrere Jahre teil, ermöglichten
eine rückhaltlose Offenheit mit zuverlässigen Einblicken in den Familienalltag
und zugleich Rückmeldungen über Prozesse, die die Inhalte der Bildungsveranstaltungen
in den Familien in Gang setzten. In
allen hier vorliegenden Texten flossen diese Erfahrungen, die jeweils in schriftlichen
Rückmeldungen an die Eltern dokumentiert worden waren, mit ein. An den geschilderten
Beispielen wird der Elternanteil besonders deutlich. So beruhen zum Beispiel die
im Abschnitt "Lernen für
die Schule" der Kapitel über die Familienerziehung genannten Erfahrungen
auf Auskünften von 253 Eltern und deren schulpflichtigen Kindern aus zehn
Veranstaltungen zu diesem Thema.
In der Arbeitsgruppe "Familienerziehung" in unserem Landkreis haben
wir außerdem die jeweiligen Kapitel in den Arbeitsgruppentreffen kritisch
durchgesehen und im Laufe der Zeit auch unsere, der Moderatorinnen und Moderatoren
Erfahrungen eingearbeitet. Insofern wird in den Texten von "uns" und
"wir" gesprochen. Dieser Arbeitskreis besteht noch heute.
Da
es jedoch an einer soliden und hinreichenden Finanzierung mangelt, muss
auf den erheblichen Anteil ehrenamtlich zu erbringen Engagements der
Organisatoren dieser und ähnlicher Initiativen hingewiesen werden: - so wurden
zum Beispiel die regelmäßigen gemeinsamen Besprechungen ebensowenig
vergütet, wie die zeitraubenden schriftlichen Rückmeldungen und die
Anfertigung anderer Materialien, - lässt sich gut belegen, dass derartigen
Initiativen, die auf ein Bildungsbedürfnis von Eltern eingehen möchten
und sollen (! § 16 KJHG) in den maßgeblichen politischen Gremnien keine Unterstützung
genießen vgl. dazu: Elternbildung in der Öffentlichkeit!
Hierzu
die ebenso bezeichnende wie bemerkenswerte Aussage eines mit der
Kommunalpolitik vertrauten (und verlässlichen) Kreistagsmitglieds aus
einem Landkreis in Baden-Württemberg. Sinngemäß wurde mir im April 2011
erklärt:
Ich freue mich, dass das Interesse an den Elternseminaren so lebhaft
ist. Doch sollten wir das nicht an die große Glocke hängen. Es könnten
sonst leicht die hierfür bisher fließenden Zuschüsse gestrichen werden,
weil diese Aufgabe nicht zu den Pflichtleistungen des KJHG zählt.
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Wie
bereits in der Einführung zu den Seiten über die Familienerziehung erwähnt,
gibt es mehrere Anbieter, die im Internet Informationen über die Erziehung
und Bildung in den Familien einstellten. Zu ihnen gehört das Deutsche Jugendinstitut
in München mit seinem Programm "Ostapje". Innerhalb dieses Programms
lernen Eltern, wie sie mit ihren Kindern spielen und welche Spiele welche Kompetenzen
bei Kleinkindern fördern können. Dieses Programm wird von unterschiedlichen
Anbietern in mehreren deutschen Städten bereits erfolgreich praktiziert
Es
wird außerdem vom IFP, d.h. des Bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik
in München (www.ifp-bayern.de) ein
Familienhandbuch angeboten. Die Arbeit
hierfür wurde bzw. wird finanziell gefördert vom Bundesfamilienministerium
und dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie
und Frauen. Seit 2004 sind Texte aus dem elektronischen Familienhandbuch
auch in einem Buch beim Verlag Knaur in München veröffentlicht worden.
Nach meinem Eindruck
ist dieses Programm "Opstapje" geeignet, die Erkenntnisse der im Kapitel
über die Grundbedürfnisse
und die Bedeutung des Spiels - gerade, wenn
es um die Förderung der Entwicklung von Kindern geht - durch konkrete Übungen
eine praktische Substanz zu geben. In einer Zeit, in der das Angebot von elektronischen
Medien den Familienalltag gerade in sozial benachteiligten und bildungsfernen
Familien dominiert, werden Lernprozesse durch gemeinsames Tun und anregende Spielangebote
verhindert, wie auf den Seiten über den Gebrauch von Fernsehen,
Video und Computerspielen ausführlich berichtet wird.
Informationen
über "Ostalpje" und darüber, was über die bisherigen
Erfahrungen zu berichten ist, finden Sie, liebe Besucherin, lieber Besucher unter
"www.dji.de/opstapje"
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Eine
Art "konzertierter Aktion" zur Elternbildung wurde in Freiburg gestartet.
Dort werden von diesem Monat an von der Volkshochschule gemeinsam mit den Familienberatungsstellen
unterschiedlicher Träger Veranstaltungen für Eltern über viele
Fragen der Erziehung und Bildung von Kindern angeboten werden. Informationen über
Kurse und Veranstaltungen des Projekts "Elfa" können im Internet
unter "www.infokiosk-freiburg.de"
abgerufen werden. Dieser Initiative, die auf Kooperation mit anderen Anbietern
setzt, um möglichst viele Eltern zu erreichen, ist viel erfolg zu wünschen.
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